Das poetisch klingende Wort Hanami ist der japanische Ausdruck für das Betrachten der Kirschblüte.
Und genau das habe ich heute vor, Kirschblüten gucken und vielleicht ein paar Fotos machen. Allerdings nicht in Japan, denn auch wenn die japanische Kirschblüte sicher sehr sehenswert ist, so ist sie für einen spontanen Besuch doch ein bißchen zu umständlichen zu erreichen.

Die Verwandtschaft in Köln hingegen, die sich sehr über einen Besuch freut, ist viel einfacher zu erreichen, von dort aus ist es nur ein Katzensprung nach Bonn, weil im Pott ja irgendwie alles nur ein Katzensprung ist. Und in der Bonner Altstadt blühen im zeitigen Frühjahr die japanischen Zierkirschbäume, sozusagen Japan light, was liegt also näher, als einen gemeinsamen verwandtschaftlichen Ausflug zu unternehmen und zusammen diesem Hanami nachzugehen?
Auf in die Altstadt
Innenstadt, bestes Wetter, frühlingshafte Temperaturen und Wochenende - wir stellen uns auf einen sehr publikumsreichen Tag ein. Die Randstunden des Alltags oder ein Wochentag wären vermutlich praktischer für einen Besuch, aber es hilft ja nichts, am Montag ruft schließlich die Arbeit schon wieder, Kirschblüten-Tourismus hin oder her. Und nachdem wir die erste Hürde, das Finden eines Parkplatzes, erfolgreich gemeistert haben, steht dem Ereignis nichts mehr im Weg.

Von der Verwandtschaft erfahren wir, dass die Kirschbäume in den 80er Jahren gepflanzt wurden, um die damals triste Bonner Altstadt optisch etwas aufzupeppen. Dieses Ziel kann als übererfüllt abgehakt werden, denn von einem unliebsamen Viertel in wenigen Jahren zu einem wahren Publikumsmagneten aufzusteigen, ist definitiv eine Leistung. Die Altstadt wurde sogar in einer Liste von 100 places to see before you die erwähnt - wegen der Kirschbäume. Über 300 davon wachsen in den Straßen, allesamt Vertreter der Familie der japanischen Blütenkirsche.
Ein Traum in Rosa
Die Altstadt empfängt uns mit dicken, duftigen rosafarbenen Blüten. Baum an Baum, Ast an Ast, Kirschblüte an Kirschblüte reiht sich aneinander, dicht gedrängt schmiegt sich diese ganze Pracht an die herrschaftlichen Altbauten heran. Die Äste der Bäume verschränken sich über unseren Köpfen ineinander und bilden einen betörend duftenden Blütentunnel. Wer sich hier nicht von den Frühlingsgefühlen verzaubern lässt, hat wahrscheinlich gar keine Gefühle oder ist ein reiner Herbstmensch.
Bei angenehmen Temperaturen und in Echt sieht das Spektakel jedenfalls noch viel beeindruckender aus als auf Bildern.

Ebenfalls dicht gedrängt sind die Touristen, Menschenmassen schieben sich durch die Heerstraße und die Breite Straße und genießen den Blütenzauber. Machen Fotos von den Bäumen, den Blüten, der Straße, den Geschäften, von ihren Freunden und natürlich von sich selbst vor den Bäumen, Blüten, der Straße und den Geschäften. Ich bin sicher, dass an diesem Tag kein Zentimeter der Altstadt unfotografiert geblieben ist. Das volle Programm, aufregender kann es wohl selbst in Japan nicht sein.
Es macht viel Spaß, sich mit der Verwandtschaft, bereits ältere Herrschaften, unter den dick geschmückten Bäumen entlang treiben zu lassen, ein Täßchen Kaffee und eine kleine Stärkung natürlich inbegriffen. Das ein oder andere Foto findet ebenfalls seinen Weg auf die Speicherkarte, da um uns herum beständig irgendwelche Auslöser klicken, fällt meine dicke Telelinse überhaupt nicht weiter auf.
Gegen Nachmittag fahren wir wieder in die Nachbarstadt Köln zurück und ich denke, dass es sicher nicht das letzte Hanami für mich gewesen sein wird.
Gut zu wissen
Die Blütezeit der japanischen Zierkirschen variiert je nach Wetterlaune des Frühlings von Jahr zu Jahr. In der Regel kann jedoch ab Ende März bis Mitte April mit den Blüten gerechnet werden, die Dauer der Blüte beträgt etwa zwei Wochen. In ihrem Kirschblütenblog berichtet die Inhaberin des Fotogeschäfts Print & Paint alljährlich über den Stand der Kirschblüte. Auch ein Fotowettbewerb wird organisiert.