Laut Wetterbericht ist heute der letzte sonnige Abend im diesjährigen Herbst, bevor der Winter Einzug in Hessen hält und ich beschließe, diesen Umstand gebührend mit einem Ausflug zum Edersee zu würdigen.
Weltnaturerbe Buchenwald
Das Gebiet Nationalpark Kellerwald rund um den Edersee ist Teil des grünen Gürtels des Kasseler Umlands, ich erwähne es ja immer wieder gern, dass es die Natur gut mit Nordhessen gemeint hat. Nicht umsonst ist der Edersee ein beliebtes Ausflugsziel und wird vor allem an den Wochenenden und zur Ferienzeit von reichlich Kurzurlaubern und Campern besucht. Der Kellerwald mit seinen alten Buchenwäldern wurde vor einigen Jahren in das UNESCO Weltnaturerbe aufgenommen.
Schon auf der Fahrt Richtung Talsperre leuchtet das Licht golden durch die Bäume und als ich am Affolderner See vorbei fahre, halte ich für einen kurzen Zwischenstopp dort an - weil Lichtstimmung! Vielleicht ahnst du schon, wie die Geschichte weitergeht, denn “kurz” ist bei der Fotografie schließlich ein durchaus dehnbarer Begriff, vor allem, wenn der Sonnenuntergang bevor steht.
Goldene Stunde par excellence
Die goldene Stunde hat nämlich das schönste Licht des Tages und ist nicht umsonst die liebste Zeit eines jeden Fotografen. Wenn die Sonne tief über dem Horizont steht, muss ihr Licht durch den flachen Winkel einen langen Weg durch die Atmosphäre zurücklegen. Die Atmosphäre wirkt dabei wie ein Filter, der das Licht dimmt. Zusätzlich streut die Atmosphäre das blaue und violette Lichtspektrum und nur die orangen und rötlichen Töne bleiben übrig. Die Folge: die Umgebung, und besonders die Umgebung mit Herbstbelaubung, leuchtet weich und golden, wie es selbst das schönste Preset in Lightroom nicht künstlich hinbekommt.
Ich überquere die verwaiste Draisinenstrecke, Angler sind keine zu sehen, bis auf ein paar Spaziergänger, die sich in den letzten Sonnenstrahlen aufhalten, ist hier ist kaum jemand unterwegs. Alles schön pandemiekonform, niemand kommt sich zu nahe.
Ein Platz für das Stativ ist schnell gefunden, während die Sonne genau zwischen Peterskopf und dem Rabenstein, dem östlichsten Ausläufer der Nationalparks Kellerwald, hindurch scheint. Vom Wasser ist das Gequake der Wasservögel zu hören, die sich im goldenen Licht noch einiges zu erzählen haben, während die Bäume leuchten, als wüssten sie, das der Herbst beinahe zu Ende ist. Dieser Ausflug direkt nach Feierabend kann als voller Erfolg verbucht werden.
Sonst hole ich meinen großen Bruder!
Wie sein großer Bruder, der Edersee, ist auch der Affolderner See ein Stausee, sein östliches Ufer wird durch eine Staumauer begrenzt. Er liegt unterhalb des Edersees und dient als Ausgleichsbecken bei der Stromgewinnung aus dem Pumpkraftwerk auf dem Petersberg. Im Gegensatz zum Edersee, der in den vergangenen sehr trockenen Sommern vor allem als klägliche Pfütze glänzte, ist der Affolderner See gut gefüllt. Er ist Vogelschutzgebiet und als Paradies für Angler bekannt.
Als die Sonne hinter dem Horizont verschwunden ist, mache ich noch ein paar Langzeitaufnahmen mit dem ND-Filter von der Wasseroberfläche, die langsam an Leuchtkraft verliert.
Schließlich wird es zu kalt, es ist ja auch Mitte November. Auf der Heimfahrt halte ich bei der Staumauer des Edersees in Hemfurt an, dem See wenigstens kurz Hallo sagen. Er ist noch immer ein Schatten seiner selbst, tief unten liegt er im Becken, ein kleines Rinnsal. Die Segelboote sind schon längst reingeholt, bereits im August wurde in diesem Jahr damit begonnen, Klimawandel sei Dank. Ein letzter Blick auf die Sperrmauer, während sich schon eine Mondsichel über den Horizont schiebt, dann fahre ich heim.
Macht es gut, ihr Herbstfarben, bis zum nächsten Jahr!
Kellerwald EderseeFirst published on , 583 words