Unterwegs im östlichen Teil des Habichtswalds

Rund um den Brasselsberg

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Kassel

Im östlichen Bereich des Naturparks Habichtswald gibt es reichlich Besuchenswertes zu sehen, wie ich bei einer Frühlingswanderung feststellen konnte.

Auch hier wandert man auf einem Rundweg, der gleichzeitig Teil des Kasselsteigs ist. Da ich mich nicht so recht für eine Runde entscheiden kann und ein Teil des Weges aufgrund von Forstarbeiten gesperrt ist, gehe ich meine eigene Kreation, verlaufen kann man sich hier ohnehin nicht, da alles bestens mit Wegweisern und Entfernungsangaben ausgeschildert ist.

Habichtswald im Mai 2021

Habichtswald im Mai 2021

Der Nachteil an großen Teilen des Brasselsbergs: man hört aus der Ferne die Geräusche der A 44 je nach Windrichtung mehr oder weniger deutlich, was für mich bisher immer ein guter Grund war, diesen Teil des Habichtswalds zu meiden. Und tatsächlich, auch heute ist die Autobahn auf Teilen der Wanderung vernehmlich, allerdings habe ich den Eindruck, die anwesende Vogelwelt im Frühlingswald erhöht ihre Lautstärke entsprechend und drängt das Brandungsrauschen damit etwas in den Hintergrund.

Auf zur Götterdämmerung

Über einen überraschend steilen Pfad folge ich zunächst dem Kasselsteig durch den Wald bergan. Das Grün der Bäume leuchtet vom vielen Niederschlag der letzten Wochen richtig saftig, der Regen hat unseren gestressten Wäldern offensichtlich sehr gut getan. Matschiger dürfte es allerdings wirklich nicht sein, es dauert seine Zeit, bis ich durch den Schlamm auf dem steilen Pfad nach oben komme.

Auf dem Weg zum Bismarckturm

Auf dem Weg zum Bismarckturm

Die erste Station ist der Bismarckturm, einer der vielen Aussichtstürme, die zu Ehren von Otto von Bismarck in ganz Europa gebaut wurden. Das Kasseler Exemplar ist das Modell Götterdämmerung und frei zugänglich.

Der Eingang ist breit und auch der Aufstieg im Inneren des Turms ist großzügig geschnitten, wie es sich für ein Modell mit solch bedeutungsschwangerem Namen gebührt. Kein Hängenbleiben an hinterlistigen Leiterenden wie im Schreckenbergturm. Es darf auch leicht sein, wie meine geschätzte Yogalehrerin stets zu sagen pflegt.

Gute 25 Meter ragt der Turm zwischen den hohen Buchen des Habichtswalds empor und bietet - zumindest theoretisch - einen tollen Ausblick auf ganz Kassel, besonders auf den Stadtteil Brasselsberg sowie das Naturschutzgebiet Dönche.

Eingang zum Kasseler Bismarckturm

Eingang zum Kasseler Bismarckturm

Praktisch ist der Turm aufgrund der Pandemie zur Zeit geschlossen. Der Blick von der Aussichtsplattform am Fuße des Turms ist jedoch auch sehr schön und gehört nicht umsonst zu meinen Lieblingsausblicken.

Porta Lapidaria

An diesem trüben Tag ist es richtig finster unter den Blättern der Bäume und ich bin froh, dass ich mein Stativ dabei habe. Direkt links und rechts des Weges türmt sich nämlich an den Hängen des Brasselsbergs die Gesteinsformation mit dem schönen Namen Porta Lapidaria auf. Sie ist - wie sollte es anders sein - aus bestem, nordhessischen Basalt geformt.

Durch die Porta Lapidaria im Habichtswald

Durch die Porta Lapidaria im Habichtswald

Urig wachsen die Buchen um diese Art Tor herum. Eine hat es sich sogar mal verwegen direkt auf dem Felsen bequem gemacht, ihre Wurzeln halten sich noch immer am Gestein fest.

Ein anderer, mittlerweile abgestorbener Baum wuchs einst schräg an dem größeren Felsen vorbei. Als Kasslerin denke ich da an den Künstler Beuys und sein Projekt “7.000 Eichen”, für das er in Kassel 7.000 Bäume gemeinsam mit jeweils einem Basaltstein pflanzen ließ, nur eben in umgekehrten Größenverhältnissen als hier.

Wurzelkunstwerk an Basalt

Wurzelkunstwerk an Basalt

Teufelsmauer

Falls du dich für Naturfotografie interessierst, ist dir sicher die Teufelsmauer im Harz schon das ein oder andere Mal als Motiv über den Weg gelaufen. Die gute Nachricht: auch Nordhessen besitzt eine eigene Teufelsmauer, vielleicht nicht ganz so großartig und toll wie die der Harzer, aber dafür auch weniger touristisch und dadurch charmanter.

Felsen der Teufelsmauer

Felsen der Teufelsmauer

Unterhalb der Schutzhütte Teufelseck liegt sie überraschend steil abfallend einfach so im Wald. Auch hier halten sich wagemutige Bäume mit ihren Wurzeln im Basalt fest, eine innige Verbindung von Stein und Holz.

Das Hinweisschild verrät, dass es hier einst einen Steinbruch gab, aus dem Basalt für den Bau des Herkules im Bergpark Wilhelmshöhe gewonnen werden sollte. Bei diesen Arbeiten wurde eine 30 Meter lange Mauer natürlichen Ursprungs freigelegt. Sie gehört heute zum Naturschutzgebiet des Hirzsteins, dem von hier aus nächstliegenden Gipfel unseres nordhessischen Mittelgebirgszugs.

Der Weg durch die Teufelsmauer

Der Weg durch die Teufelsmauer

Zum Aussichtspunkt des Hirzsteins führt ein schmaler, geschwungener Stichweg zwischen hohen Buchenbäumen hindurch, nach Rechts fällt der Blick die Böschung hinunter, hier ist alles saftig grün und die Stämme der Bäume bilden einen schönen Kontrast zur diesigen, ein wenig kühlen Luft. Am Aussichtspunkt lädt eine Bank zum Sitzen ein, man schaut über die Ortschaft Elgershausen weit ins Hessische Bergland und ein Wegweiser mit 22 kleinen Röhrchen zeigt die Richtung aller von hier zu entdeckenden Erhebungen und Sehenswürdigkeiten an - durchaus liebenswert genannt der “Hirzstein-Fernrohre-Guckpfahl”.

Es käme fast ein Hauch von Idylle auf, wenn nicht direkt unter dem Aussichtspunkt die A44 vorbeiführen würde, deren Geräuschkulisse sich hier definitiv nicht mehr schönreden lässt.

Also wird aus der Pause nur ein zügiger Rundumblick und ein ebenso zügiges Foto, aufgrund des diesigen und mittlerweile auch wieder regnerischen Wetters ist der Ausblick ohnehin eher zweitklassig, dann trete ich auch schon den Rückweg an.

Über Sieben Teiche sollst du gehn

Der Weg führt mich noch an den Sieben Teichen vorbei, von denen ich vier auf Anhieb entdecke, gemütlich zugewachsen liegen sie im Wald. Wahrscheinlich tarnen sich die übrigen drei zwischen den Bäumen und dem frühlingshaft dichten Gestrüpp.

Der Weg führt mich noch an den Sieben Teichen vorbei, von denen ich vier entdecke, gemütlich zugewachsen liegen sie im Wald. Nachdem ich vor kurzem bei einem Besuch auf dem Hohlestein die dort lebenden Molchbewohner bewundern konnte, vermute ich, dass es bei diesen paradiesischen Verhältnissen in den Teichen vor Lurchen nur so wimmeln muss.

Einer der sieben Teiche im Habichtswald

Einer der sieben Teiche im Habichtswald

Insgesamt bin ich bei dieser Wanderung knapp 12 Kilometer durch den Wald gestapft und beschließe, demnächst wieder herzukommen, Autobahnrauschen hin oder her.

Gut zu wissen

  • Verschiedene Wanderparkplätze finden sich direkt an der Konrad-Adenauer-Straße, die gleichzeitig die Zufahrt zur A44 ist.
  • Verschieden lange Wanderwege, die nach Lust und Laune kombiniert werden können, führen durch das Gebiet.
  • Der Kasseler Bismarckturm ist 25 Meter hoch und bietet einen tollen Ausblick auf die Stadt. Er liegt auf dem 434 Meter hohen Brasselsberg im südöstlichen Bereich des Naturparks Habichtswald.
Aussichtspunkt Turm Habichtswald Wandern

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Kathinka
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Kathinka

Lebt im grünen Nordhessen, weil es dort so schön ist. Hat als studierte Germanistin in langjähriger Arbeit in der Informatik Nerdwissen Deluxe gesammelt. Mag Matsch und Schlamm genauso gern wie einen bunten Sonnenaufgang, steht für beides auch mal mitten in der Nacht auf und findet, dass es generell nie genug Bilder von Bäumen im Nebel geben kann.

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