Geheimnisvolle Höhle in der Firnskuppe

Das Tor zur Unterwelt

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Nordhessen

Es ist ja nicht so, dass in Nordhessen alles eitel Sonnenschein und idyllische Märchenlandschaft wäre! Tatsächlich haben wir sogar unser ganz eigenes Tor zur Unterwelt.

Die Basaltvorkommen am Dörnberg und am Schreckenberg sind nämlich nicht von ungefähr hier hergekommen, sondern die Ergebnisse vulkanischer Aktivitäten in grauer Vorzeit. Das Kasseler Umland war damals ein heißes Pflaster, auch wenn man heute davon auf den ersten Blick nicht mehr gar so viel merkt. Auch die Firnskuppe ist ein Überbleibsel aus dieser wilden Zeit.

Gar nicht weit vom Kasseler Bergpark Wilhelmshöhe entfernt erhebt sich das kleine Hügelchen ganze 315 Meter in die Höhe. Es ist in den Ausläufern des Habichtswalds versteckt und liegt direkt an der Rasenallee, die nördlich aus Kassel herausführt.

Geradeaus durch den Frühlingswald

Geradeaus durch den Frühlingswald

Durch den Frühlingswald

Vom Wanderparkplatz, der gleichzeitig die Wendeschleife für den Linienbus ist, führt ein schnurgerader Weg durch den Wald. Zarte Lichtstrahlen durchziehen am Morgen meines Besuchs in der leicht diesigen Luft die noch kahlen Äste der Bäume, eine richtig schöne Frühlingsstimmung. Die Straßengeräusche werden schon bald leiser, auch wenn das Brummen der Motoren hin und wieder zu hören ist. Verfolgt wird mein Spaziergang von einem interessierten Eichhörnchen, das sich schließlich meckernd trollt, als ich es bemerke. Im selben Baum entdecke ich noch einen zweiten Puschelohrträger, offenbar habe ich gerade beim Stelldichein gestört.

Aufstieg zur Firnskuppe

Aufstieg zur Firnskuppe

Zur Firnskuppe biege ich vom gerade Weg links auf einen matschigen Pfad ab, der an einem kleinen Tümpel vorbei führt und dann geht es schon steil bergauf. Also was wir in unserem nordhessischen Mittelgebirge halt als “steil” bezeichnen, Freunde der alpinen Umgebung dürfen jetzt natürlich gern leise lächeln, für uns Hessen zählt das als Berg und der Weg auf einen Berg hinauf ist nun mal steil.

Oben angekommen erhebt sich der Basaltfelsen der Firnskuppe aus dem Waldboden und mittendrin der düstere Höhleneingang. Das Tor zur Unterwelt!

Die Höhle in der Firnskuppe

Die Höhle in der Firnskuppe

Blick in die Tiefe

Direkt hinter dem Gitter, das den Eingang zur Höhle versperrt, geht ein steiler Schacht in die Tiefe, Sagenschacht genannt. Das Schild am Wanderplatz verrät, dass der Schacht einst zum Bergbau dienen sollte. Aber Sagenschacht klingt irgendwie viel spannender. Ich stelle mir vor, dass sich dort drin bestimmt Batmans Kollegen in größerer Zahl aufhalten, wer weiß, vielleicht geht es ja auch gar nicht zur Unterwelt hinunter, sondern ich habe eigentlich den Eingang zu Bruce Waynes geheimer Behausung gefunden? Aufgrund des Gitters kann man von Außen nicht sehen, wie tief es in dem Loch ist, und das macht es tatsächlich ein wenig gruselig. Genau der richtige Stoff, aus dem Legenden, Sagen und Mythologien geboren werden.

Für das Foto des Eingangs bin ich jedenfalls froh, mein weitwinkeligstes Objektiv eingepackt zu haben. 12mm Brennweite reichen gerade so aus, um auf dem schmalen Vorplatz der Höhle zu stehen und den gesamten Eingang aufs Foto bannen zu können.

Etwas Recherche im Internet ergibt, dass der Schacht etwa 20 Meter tief ist. Neben der hessischen Mythologie, die dem Schacht allerlei Geschichten zuschreibt, gibt es auch einen dokumentierten tödlichen Sturz in die Tiefe: vor ziemlich genau 200 Jahren, nämlich 1821, stürzte ein junger Schäfer hinunter, der zwar gerettet werden konnte, jedoch kurze Zeit darauf verstarb.

Der Sagenschacht in der Firnskuppe ist ein ehemaliger Bergbauschacht

Der Sagenschacht in der Firnskuppe ist ein ehemaliger Bergbauschacht

Auf dem Gipfel der Firnskuppe, direkt oberhalb der Höhle, finde ich einen weiteren Zugang zum Schacht, ein Loch im Boden, das senkrecht über der Höhle in die Tiefe geht. Dort wurde ebenfalls ein Gitter angebracht, um unvorsichtige Personen vor unfreiwilligen Flugmanövern zu schützen. Mit etwas Phantasie kann man von hier aus über die Wipfel der noch kahlen Bäume die Spitze des Herkules im Bergpark aus dem Wald schauen sehen. Offensichtlich zieht die Firnskuppe vor allem Menschen an, die gerne Sonnenblumenkerne essen, der Gipfel ist nämlich voll mit Schalen. Aber man gönnt sich während der Pandemie ja sonst nichts, warum nicht mal ein Kilo Kerne überm Sagenschacht zum Abendbrot?

Der Weg hinunter vom Gipfel führt zurück durch den Frühlingswald, in dem sich bereits die ersten Buschwindröschen der Sonne entgegen recken und ich beschließe, demnächst wieder herzukommen, vielleicht sogar mit einem Paket Sonnenblumenkerne.

Gut zu wissen

  • Die Firnskuppe ist eine 314 Meter hohe Erhebung im Naturpark Habichtswald.
  • Der Wanderparkplatz “Firnskuppe” liegt an der B 251.
  • Ein Rundweg von knapp vier Kilometern Länge führt durch den Wald und auf die Kuppe hinauf. Es handelt sich um eine leichte Wanderung, nur der Aufsteig auf die Kuppe ist kurzfristig steil und kann bei Nässe rutschig sein.
Berg Fotospot Habichtswald

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Kathinka
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Kathinka

Lebt im grünen Nordhessen, weil es dort so schön ist. Hat als studierte Germanistin in langjähriger Arbeit in der Informatik Nerdwissen Deluxe gesammelt. Mag Matsch und Schlamm genauso gern wie einen bunten Sonnenaufgang, steht für beides auch mal mitten in der Nacht auf und findet, dass es generell nie genug Bilder von Bäumen im Nebel geben kann.

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