Während ich schon ungezählte Male über den Dörnberg spaziert bin, gefühlt jeden Wacholderbaum und jeden Zacken hessischen Basalt, der aus der Erde ragt, persönlich und beim Vornamen kenne, war ich noch nie an Dörnbergs kleinem See. In diesem Herbst ist es endlich an der Zeit, diesen Umstand zu ändern.
Am Wanderparkplatz ist der etwa 5 km lange Weg vorbildlich ausgeschildert, wie es alle Wege des Naturpark Habichtswald sind. Auf einem breiten Schotterweg geht es zunächst vorbei am Gelände des Segelflugvereins, der einige schöne alte Bäume beherbergt, was mich natürlich immer besonders freut. Bald schon beginnt ein Waldlehrpfad, der mit Informationstafeln auf kindlichem Niveau den Aufbau des Waldes und die Vielfältigkeit der Tierwelt erklärt. Der Wald selbst steht in vollen Herbstfarben und sieht an diesem trüben Nachmittag herrlich aus.
Das erste Highlight der Wanderung übersehe ich fast: ein eher unspektakulärer Stein im Wald macht darauf aufmerksam, dass hier einst das nordhessische Dreiländereck lag, an dem sich die Gemarkungen Fürstenwald, Weimar und Zierenberg trafen, bevor sie im Jahr 1972 im Rahmen der hessischen Kreisreform zum Landkreis Kassel zusammengefasst wurden. Der Grenzstein dient der Erinnerung an die damalige Zeit und gehört zu den skurrilen Sehenswürdigkeiten, für die ich meine Heimat schätze, mit Steinen im Wald macht man im Grunde nie was verkehrt.
Der Rundweg führt weiter zu einem Aussichtspunkt, von dem aus der Blick über den Ort Fürstenhagen schweift, ein Vorteil eines hügeligen Gebietes wie Nordhessen ist ja definitiv, dass sich quasi überall spontan Ausblicke in die Ferne bieten. Weit unten im Tal verläuft die Bahnstrecke, der Wanderweg ist von Fürstenhagen aus auch mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen.
Girlande am See
Anschließend geht es noch ein wenig durch den Wald, der Schotterweg mündet bald in einen schmalen Pfad, matschig-herbstlich wie es sich für die Jahreszeit gehört und bald schon ist der kleine See erreicht, pünktlich fängt es an zu tröpfeln, was der vergessenen bunten Girlande, die zwischen den Bäumen im Wind flattert, einen besonderen Charme verleiht.
Das ganze wird überwacht von einem eher grimmig dreinschauenden Baum, die Tatsache, dass seine Baumkumpanen über die Jahre durch dutzende Einkerbungen in Form von Herzen und Buchstaben in ihre Rinde von Gästen am See “verschönert” wurden, erklärt den starren Blick.
Das Hinweisschild verrät, dass der See ursprünglich mal ein Basaltkegel war, der nach und nach durch kontinuierlichen Abbau des Basalts über 30 Jahre zu einem See wurde, 1929 wurde er stillgelegt, nachdem es zu Wassereinbrüchen gekommen war. Die eigentliche Erhebung und Namensgeber des Sees, der Hangarstein, liegt zwischen den Bäumen verborgen im Wald und ist Teil unseres schönen Habichtswälder Berglands.
Noch mehr Steine
Auf dem Weg nach Hause halte ich noch in Fürstenhagen an, um einen Blick auf das Naturdenkmal Koppensteine zu werfen, auch diese Steine gehören zu den eher skurrilen Sehenswürdigkeiten, die Nordhessen zu bieten hat: auf einem Hügel an einer Kuhweide ragen Basaltsäulen wie überdimensionierte Stalagmiten in die Höhe, dazwischen Gesträuch und kleine Bäume, über einen Trampelpfad kann man zu den Gesellen aufsteigen, die größere von beiden reckt sich gute 5 Meter weit dem Himmel entgegen.
Das Alter der Steine wird auf 10 Millionen Jahre geschätzt und man vermutet, dass es hier einst eine Opferstätte früher Siedler gegeben haben könnte.
Der Ausblick ins Tal weiß jedenfalls zu gefallen, der Tag neigt sich schon dem Ende entgegen und über dem Horizont spielt sich ein herbstlich-dramatischer Sonnenuntergang ab, perfektes Ende für die kleine Wanderung.
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