Im schönen Landkreis Waldeck Frankenberg liegt eine weitere von Nordhessens Burgruinen, die Kugelsburg, die das Wahrzeichen der Stadt Volkmarsen ist. Für den Besuch kannst du die Wanderschuhe zu Hause lassen, denn die Zufahrt erfolgt über eine schmale Straße bis hinauf zur Burg, vor der sich direkt die Parkmöglichkeiten befinden. Wanderfreudige kommen aber dennoch nicht zu kurz, denn an der Burg ist der Einstieg für Abschnitt H9 des Habichtswaldsteigs, die Extratour führt auf einem 10 km langen Rundweg von der Burg über den Hohen Steiger und zurück.
An diesem Frühlingsmorgen mit kalter, klarer Luft und strahlend blauem Himmel habe ich den Parkplatz ganz für mich allein, zu allgemeingültigen Ausflugszeiten könnte ich mir vorstellen, dass hier mächtig Betrieb herrscht.
Das Burggelände ist nicht so groß wie das der Weidelsburg, aber es ist schön erhalten und schon von der Terrasse aus hat man einen tollen Blick ins Umland. Im unteren Bereich der Burg befindet sich ein Lokal, das heute zwar geschlossen ist, aber gemütlich aussieht, von den im Außenbereich bereitgestellten Stühlen und Tischen kann man bei strahlendem Sonnenschein direkt den Ausblick genießen, Ponys und Drahtesel sind willkommen, wie das Schild am Eingang verrät. Ein Fernglas für Details steht ebenfalls bereit.
Wechselvolle Geschichte der Kugelsburg
Wie viele Burgen ihrer Art hat auch die Kugelsburg einen abwechslungsreichen Lebenslauf zu bieten: ihre Entstehungszeit wird auf das Jahr 1225 datiert und bald darauf verfiel sie schon wieder, in verschiedenen Kriegen der nachfolgenden Jahrhunderte wurde sie besetzt, geplündert und zerstört, bis schließlich 1885 die Stadt Volkmarsen die Burgreste kaufte und mit ersten Sicherungsmaßnahmen wieder herrichtete.
Das Palas der Burg wurde mit einem Glasdach überdacht und der runde Bergfried der Burg ist komplett erhalten und kann über eine Treppe im Inneren erklettert werden. Betonstufen wechseln sich mit zwei steilen Leitern aus Metall ab, es hilft, wenn man ein bißchen gelenkig ist, aber so eng wie im Schreckenbergturm ist es nicht, und zu meiner großen Freude erhellen zwei kleine Lampen das Innere des Turms—bei Eintreten aus dem gleißend hellen Sonnenlicht draußen in das düstere Innere hatte ich mich schon damit abgefunden, mich tastend nach oben durcharbeiten zu müssen.
Vom Turm aus ist der Ausblick gleich nochmal besser, sogar den Twistesee kann man in einiger Entfernung erahnen, allerdings auch das Schallgeräusch der nahen Straße, auf der sich an diesem Morgen schon einiges an Autoverkehr tummelt.
Vom zweiten großen Turm steht nur noch die Hälfte, der Rest ist eingestürzt. Im Gemäuer beschäftigen sich vier Dohlen mit ihrem Tagesgeschäft, sie geraten in größere Aufregung, als ein kleiner Falke vorbeikommt, der wahrscheinlich auch die lokalen Nistmöglichkeiten auskundschaften möchte. Die Dohlengemeinschaft ist ihm jedoch zu aufmüpfig und er sucht das Weite.
Etwas gruseliger geht es im Keller zu, in den man über ein zweites Tor und eine Wendeltreppe hinab steigen kann. Hier ist es finster und leicht muffig, wer auch immer zu den aktiven Zeiten der Burg hier unten lebte, freiwillig oder nicht, hatte sicher kein angenehmes Dasein.
Dann doch lieber auf den Bänken im Nebengebäude sitzen, hier ist es windgeschützt und durch den Sonnenschein erwärmt sich die Luft trotz der kalten Temperaturen frühlingshaft angenehm.
Naturdenkmal Scharfer Stein
Das Gelände der Burg ist schnell erkundet, aber wenn man schon mal da ist, kann man auch direkt noch die zweite Sehenswürdigkeit vor Ort ansehen, das Naturdenkmal “Scharfer Stein”, das sich ein wenig unterhalb der Burg befindet. Dafür muss dann doch ein wenig gewandert werden, wenn auch nur ganze 250 Meter weit.
Der Pfad führt direkt durch den öffentlichen Bogenparcours, im Waldstück befinden sich etliche Zielscheiben und Tierattrappen und etliche Schilder weisen darauf hin, dass man den Weg nicht verlassen los, um nicht versehentlich von fliegenden Pfeilen durchlöchert zu werden. Statt der Bogenschützen hoppelt ein weiß bepelztes Mauswiesel über den Waldweg, das hoffentlich nicht mit den Attrappen verwechselt wird.
Der scharfe Stein taucht nach den versprochenen 250 Metern auf, ein ziemlich großer, wenn auch irgendwie unscheinbarer Fels, der wie hingeworfen aus der Umgebung ragt, mit Blick auf den Wohnwagenpark, der sich unterhalb befindet.
Für uns Nordhessen macht man mit Steinen als Naturdenkmal im Grunde nie etwas verkehrt, wir erfreuen uns ja auch zum Beispiel an Geröllfeldern und Basaltkegeln, und so trete ich zufrieden den Rückweg an, das Bogenschießgelände ist noch immer verwaist und auch das Mauswiesel hat sich in seinen Bau zurückgezogen.
Burg Aussichtspunkt Fotospot HabichtswaldsteigFirst published on , 734 words