Es war einmal ein Riese namens Kruko, dessen drei Töchter Trendula, Brama und Saba hießen.
Während Saba und Rama sich nach dem Tod ihres Vaters dem christlichen Glauben zuwandten, blieb Trendula den heidnischen Göttern treu, was zu ernsten Zerwürfnissen zwischen den Schwestern führte. Um sich einen Rückzugsort vor ihrer Schwester zu schaffen, ließ Saba eine Burg erbauen, die heute in Nordhessen unter dem Namen Sababurg im Reinhardswald bekannt ist.
Seit 1334
Die Geschichte der Sababurg hat vielleicht nicht unbedingt genauso begonnen, wie es die Sage um die drei Schwestern uns glauben machen möchte, aber sie war auf jeden Fall wechselvoll: der Grundstein für ihre Erbauung wurde 1334 gelegt und in den folgenden Jahrhunderten wurde die Burg in Teilen zerstört, neu aufgebaut, umgebaut, erobert, war glanzvolles Jagdschloss verschiedener hessischer Landgrafen, wurde besetzt, geriet in Vergessenheit, um später kurzfristig wiederentdeckt zu werden und verfiel dann Jahre lang.
Ab den 1950er Jahren wurde sie vom Land Hessen liebevoll restauriert und in ein Hotel umgewandelt, seit 2018 kümmert sich das Land um umfangreiche Sanierungsarbeiten.
Einfach mal ausschlafen
Eine Dornenhecke diente während der Nutzung der Burg als Jagdschloss eigentlich dem Schutz des für die Jagd vorgesehenen Wildbestands vor Wildtieren aus der Umgebung. Als die Gebrüder Grimm ihre Märchensammlung veröffentlichten, wurde im Volksglauben die eingewachsene Burg jedoch bald der Ort, an dem sich Dornröschen an der Nadel einer Spindel stach und ihr 100 Jahre dauerndes Nickerchen hielt.
Die Burg trägt heute sogar den offiziellen Beinamen Dornröschenschloss und der Streckenabschnitt Dornröschenroute der Deutschen Märchenstraße führt daran vorbei.
An trüben Tagen im späten Frühjahr, wenn die alten Eichen noch kahl sind, kann ich mir jedenfalls gut vorstellen, einige Zeit in einem gemütlichen Zimmer der Burg in tiefem Schlaf zu verbringen. Vielleicht wäre ja dann auch die Pandemie bald vorbei!
Und die Tiere?
Der an das Gelände der Sababurg angrenzende Tierpark ist einer der größten und ältesten Tierparks in Europa. Als er vor rund 450 Jahren vom damaligen Landgrafen als Thiergarten angelegt wurde, diente er allerdings erstmal dazu, das Jagdbedürfnis des Landgrafen auf dem 130 Hektar großen Gelände zu befriedigen.
In seiner heutigen Gestalt sind Jagdgelüste längst nicht mehr der treibende Faktor hinter dem Tierpark, sondern vielmehr der Beitrag zum Artenschutz und dem Erhalt alter Haustierrassen. Hier streifen in der Natur selten gewordene Wildtiere auf großen Geländen zwischen alten Eichen herum. Und wusstest du zum Beispiel, dass es Nutztiere mit so wohlklingenden Namen wie Leineschaf, Sattelschwein und Vorwerkhuhn gibt? Ja, in meinem Kopfkino ist diese Hühnerart auch mit einem Staubsauger gewisser Markengerätehersteller unterwegs, danke der Nachfrage.
Neben den Tieren begeistern mich am Tierpark die knorrigen uralten Eichen, die sicherlich einige Geschichten erzählen könnten und natürlich die von Eichen umsäumten Spazierwege. Sie führen auf das zentrale Rondell in der Mitte des Geländes zu, ein Überbleibsel des Jagdsterns aus der Landgrafenzeit.
Das Gelände des Tierparks grenzt an den Urwald Sababurg im Reinhardswald an, sollten dir die Eichen im Tierpark nicht knorrig und verschroben genug sein, wirst du dort mit Sicherheit ein paar Exemplare vor die Linse bekommen, die dich begeistern werden.
Schlechte Zeiten, gute Zeiten
Der die Sababurg und den Tierpark umgebende Reinhardswald ist Nordhessens größtes zusammenhängendes Waldgebiet, aber der Klimawandel macht auch für solch einen Wald keine Ausnahmen. Die Trockenheit der letzten Jahre, Stürme und der Borkenkäfer haben vor allem den Fichten stark zugesetzt, weshalb sie in immensem Ausmaß gefällt wurden. Bei der Fahrt durch den Wald solltest du also nicht zuviel erwarten, grosse, ehemals bewachsene Flächen sehen zur Zeit sehr traurig aus, von Märchenstunde keine Spur, es sei denn man steht auf Endzeitstimmung.
Die gute Nachricht: die Aufforstungen haben bereits begonnen, statt Fichten werden in den nächsten Jahrzehnten vermehrt Laubbäume heranwachsen, die das Gesicht des Reinhardswaldes zwar stark verändern, ihn aber hoffentlich widerstandsfähig gegen klimatische Veränderungen machen werden.
Happily ever after
Wie das Märchen von Dornröschen ausgeht, ist weithin bekannt, ein Prinz küsst die holde Dame nach 100 Jahren, sie erwacht, es folgt die Hochzeit. Klassische Rollenbilder, bitte gehen sie doch weiter, hier gibt es nichts zu sehen.
Und die Sage um die Riesinnen? Den uneinigen Schwestern war kein Happy End vergönnt. Der Legende nach erbaute sich jede ihre eigene Burg, aber Trendula konnte ihre Wut nicht beilegen und erwürgte ihre Schwester Saba im Wald - dieser Teil ist heute unter dem gruseligen Namen Mordkammer bekannt. Anschließend wurde sie bei einem Unwetter vom Blitz getroffen und starb, zurück blieben zwei tiefe Krater, die Wolkenbrüche, Naturdenkmäler in der Nähe von Trendelburg.
Kommst du vorbei?
Wenn nicht gerade Pandemie-Lockdown ist, hat der Tierpark Sababurg ganzjährig geöffnet. Von der Sababurg können während ihrer Sanierungsarbeiten nur die Außenanlagen besucht werden.
Park Burg ReinhardswaldFirst published on , 803 words