Britisches Feeling in der Warburger Börde

Burgruine auf dem Desenberg

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Reise

Also gut, für die Desenburg auf dem Desenberg müssen wir unser beschauliches Nordhessen mal kurz verlassen und nach Nordrhein-Westfalen fahren, denn dort gibt es tatsächlich auch Schönes zu sehen, zum Beispiel diese wunderbare Burgruine.

Der Desenberg ist das Wahrzeichen des Warburger Landes. Schon oft war mir die Burgruine auf der Fahrt auf der B 7 Richtung Warburg aufgefallen, sie erweckte stets gute Erinnerungen an den mehrwöchigen Urlaub in Großbritannien, so hingewürfelt wie die alten Mauern oben auf ihrem Berg in der Landschaft stehen. Ähnlich wie die markante Friedenseiche bei Hombressen auf der Fahrt auf der B 83 war auch diese Burg immer ein Ziel für wenn es mal passt.

Auf dem Weg zur Ruine

Auf dem Weg zur Ruine

An einem sonnigen Tag Anfang Juni bietet sich endlich ein Besuch an, manchmal fehlt ja nur der richtige Zeitpunkt. Von Warburg aus ist es mit dem Auto nur ein Katzensprung und schon ist man da, warum habe ich das eigentlich nicht viel eher schon mal gemacht?

Der Desenberg besteht aus Basalt, wie so vieles im erweiterten Kasseler Umkreis und entstand interessanterweise einst durch vulkanische Aktivität des Vogelsbergs, der von hier aus gesehen gute 100 Kilometer entfernt ist. Im sonst eher ebenen Warburger Land ragt der Desenberg unverhofft 150 Meter in die Höhe, gekrönt von den Mauerresten, die scheinbar jemand achtlos dort abgestellt hat. Die Natur des Desenbergs steht unter Schutz, was mich natürlich immer besonders freut.

Wanderweg auf den Desenberg

Wanderweg auf den Desenberg

Hinauf zur Burgruine führt ein schmaler Pfad durchs unbewaldete Grün. Der Pfad ist kurz, nicht mal einen Kilometer lang, dafür aber steil und herzlich, denn er ist spiralförmig angelegt und bietet bereits während der kleinen Wanderung tolle Rundblicke. Ich komme an Blumenwiesen, sanft glotzenden Kühen, Schmetterlingen und Kalkmagerrasen vorbei.

Zwischendurch laden Bänke zum Verweilen ein. Als krönender Abschluss des kleines Wegen führen zur Ruine hinauf noch etliche steile Stufen, dann ist es schon vollbracht und ich stehe im sonnigen Innenhof und genieße das britische Feeling.

Im Innenhof der Burgruine

Im Innenhof der Burgruine

Willst du mit mir Flattern?

Im Innenhof der Burgruine kann man laut Hinweisschild an windstillen Sommertagen Schmetterlinge beim Balzen beobachten: hier ist sozusagen das Tinder für Falter, sogar seltenere Arten wie der Schwalbenschwanz sollen hier zu sehen sein. Und tatsächlich, in der frühlingshaften Wärme lassen sich etliche Schmetterlinge im leichten Aufwind durch den Burginnenhof treiben, sie tanzen sogar einen recht zackigen Tango zwischen den Mauern. Ich merke schnell, dass die Schmetterlingsfotografie nicht zu meinen Talenten gehört, zumindest solange die Flattermänner ihren Tanz aufführen. Diese Balz ist nämlich eine eher hektische Angelegenheit, bei der sich die Beteiligten vor lauter Aufregung wild umeinander im Kreis drehen, von dekorativem Platz nehmen halten sie eher nichts.

Schmetterling an Distelblüte

Schmetterling an Distelblüte

Ein schöner Anblick ist es allemal, das allwissende Internet verrät mir später, dass die korrekte Bezeichnung für Schmetterlingstindern auf Bergkuppen Hilltopping oder auch Gipfelbalz genannt wird. Reisen bildet eben einfach immer und wenn es zum Desenberg ist.

Blick ins Land

Der Turm der Desenburg ist begehbar, in seinem Inneren führt eine verhältnismäßig großzügig geschnittene Wendeltreppe bis nach oben auf die Aussichtsplattform. Da ich mich langsam aber sicher zur Expertin für Aufstiege in mehr oder weniger gut ausgebauten Aussichtstürmen entwickele, vergleiche ich natürlich gern: Es ist kein so enger Gang wie im Schreckenbergturm, jedoch auch nicht so breit wie am Bismarckturm, sondern irgendwo dazwischen.

Wendeltreppe im Turm

Wendeltreppe im Turm

Oben angekommen belohnt ein grandioser Fernblick in die Landschaft die Mühen. Heute ist ein sonniger, klarer Tag und aus der Ferne winkt sogar der Bärenbergturm auf dem Großen Bärenberg herüber. Nordhessen lässt grüßen.

Keine Burg ohne Sage

Der Desenberg ist ein idealer Standort für eine Burg - da von oben die gesamte Umgebung überblickt werden kann, sahen die Bewohner ihr Schicksal immer kommen, überraschenden Besuch hatte man wohl eher selten.

Das Hinweisschild am Wanderparkplatz erzählt von der äußerst wechselvollen Geschichte der Burg, in der es viel um Mord, Eroberung, Belagerung und schließlich den Verfall des Gemäuers seit 1555 geht. Die Burg gehört heute vom Grafen von Spiegel zum Desenberg, ein Nachfahre des Spiegelgeschlechts, in deren Besitz die Burg seit 1250 ist.

Aussichtsplattform

Aussichtsplattform

Zu den meisten Burgen gibt es Sagen und da macht natürlich auch diese Ruine keine Ausnahme. Im Inneren des Berges nämlich, so weiß die Sage, ruht sich Karl der Große, bewacht von Zwergen, nach seinen vielen Heldentaten aus. Sobald die richtige Zeit gekommen ist, wird er vom Berg ausziehen, um sein großes Reich wieder herzurichten. Und ein Bäcker aus Warburg wurde für das Vorbeibringen eines Körbchens mit Brot vom Kaiser reicht belohnt. Da sag noch einer, dass sich das Bäckerhandwerk nicht lohnen kann!

Welch krasses Alter

Die Idylle wird dezent gestört, als ein Rudel Jugendliche mit ihrer Betreuerin den Innenhof entert. Ich lausche eine Weile fasziniert ihrer mysteriösen Jugendsprache, in der sie sich anschreien und die mich in Teilen an meine eigene Schulzeit erinnert: “Ey krass!” - “Ey Alter!” - “Ey du Pisser!” - “Ey f*** dich!” - “Ey krass!”

Bald ist mir der beständige Themenwechsel zu komplex und ich trete den Rückweg an. Von unten ein letzter Blick auf die Ruine, ich denke, dass sie bestimmt eine tolle Kulisse für eine Milchstraßenfotografie ist.

Gut zu wissen

  • Ein Wanderparkplatz befindet sich direkt am Fuß des Desenbergs, der Weg hinauf ist in weniger als einem Kilometer erledigt.
  • Der Desenberg ist 343 Meter hoch und erhebt sich 150 Meter über die Warburger Börde.
  • Der Aussichtsturm ist begehbar und bietet tolle Ausblicke in alle Himmelsrichtungen.
Wandern Aussichtspunkt Burg Nordrhein-Westfalen

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Kathinka
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Kathinka

Lebt im grünen Nordhessen, weil es dort so schön ist. Hat als studierte Germanistin in langjähriger Arbeit in der Informatik Nerdwissen Deluxe gesammelt. Mag Matsch und Schlamm genauso gern wie einen bunten Sonnenaufgang, steht für beides auch mal mitten in der Nacht auf und findet, dass es generell nie genug Bilder von Bäumen im Nebel geben kann.

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